Kobolde bringen Leben in die Flure
Stadtteilschule Arheilgen
VON ANNETTE WANNEMACHER-SAAL
Für den Künstler sind es eine Art Kobolde, für die meisten Schüler der Arheilger Stadtteilschule einfach nur tolle Fantasiefiguren, die Farbe in die Schulflure bringen: Als die Stadtteilschüler am Montag nach den Herbstferien zu ihren Fachräumen im Neubau liefen, hingen auf drei Etagen große, mehrere Meter lange farbenfrohe Figuren, die leichtbeinig über den grauen Sichtbeton zu schweben scheinen. Der Schweizer Künstler Roland Faesser hatte die Idee für die Figuren – zunächst allerdings in Miniaturformat auf einem Zettelchen in einem Café. Im Atelier wurden daraus am Computer stattliche Figuren, die Joachim Ploesser von der Firma „Faszination Metall“ vom Werkhof in der Heimstättensiedlung umgesetzt und aufgehängt hat. „Ich bin ganz glücklich, wie die Reliefs hier aussehen“, sagt der Künstler, der eigens aus Zürich für die Montage angereist war. „Die Wände schreien förmlich danach.“ Der Schweizer assistierte Ploesser, der mit seinen Mitarbeitern Carsten Devers und Nick Leuschner die Skulpturen in einem Abstand von zehn Millimeter zur Wand montierte.
Das sollte so sein, damit es scheint, als schwebten die Figuren. Im Erdgeschoss sind es grüne, mehrköpfige Kobolde, die miteinander tanzen und zu einem Ganzen verbunden sind, im zweiten Geschoss ist es ein grünes, 2,50 Meter langes Gebilde mit zwei Köpfen, das eilig den Flur entlang laufen will.
Im ersten Stock werden gleich zwei Reliefs die Wände aus Sichtbeton auffrischen: ein 2,60 Meter hoher, roter Solitär, ebenfalls mit zwei Köpfen und einem frechen Blick sowie und ein zwölf Meter langes Kunstwerk, das aus mehreren Fantasiefiguren zusammengesetzt ist.
ZwölfMeter lang und 2,30 Meter hoch – dies sei für ihn zugegebenermaßen eine große Herausforderung gewesen, sagt Joachim Ploesser. „Damit haben auch wir Neuland betreten“, stellt der Schlossermeister fest. „Das geht über die klassische Handwerkskunst hinaus.“
Wie ein Puzzle zusammengesetzt
Künstler Roland Faesser hatte Ploesser die Maße zugeschickt mit der Aufgabe, sich um deren Zuschnitt und farbige Ausführung zu kümmern.Die Konturen wurden nichtmitHand, sondern computergesteuert mit Roboter ähnlichen Maschinen von Fachleuten in einer Babenhäuser Firma aus vier Millimeter starken Stahlblech ausgeschnitten. In Einzelteilen wurden sie dann in die Werkstatt am Sandacker geliefert, wo die Handwerker die zwei auf knapp drei Meter großen Puzzleteile von allen Seiten pulverbeschichtet lackierten und zusammensetzten.
Die Kunstwerke sehen nun aus wie emailliert: Der pulverisierte Lack wurde bei 200 Grad „verbacken“, erklärt Ploesser, der dann noch das Problem der Befestigung lösen musste. Als Ergebnis schoss er auf die Rückseite der Elemente Bolzen auf, erstellte eine Wandschablone für die Bohrungen, in die das Elemente gesteckt und verklebt wurde. Dass das Konzept klappt, steht erst fest, als die erste Figur im geplanten Abstand zur Wand aufgehängt ist – und hält.
Kunst in der Schule – Der Schweizer Künstler Roland Faesser hat farbenfrohe Wesen für die Stadtteilschüler geschaffen
„Die Figuren haben etwas Magisches“, sagt Roland Faesser, der hofft, dass sich die Kinder mit den clownesken, koboldhaften Wesen identifizierenwerden. „Vielleicht finden die Kinder ja auch Namen für die bislang unbenannten Figuren“, was wiederum ein schönes Schulprojekt sein könne, etwa in einem Wettbewerb, schlägt er vor.
Zufrieden ist nicht nur der Künstler. Vor allem freuen sich die Schüler der Stadtteilschule und deren Leiter darüber, dass der Erweiterungsbau durch die Kobolde „seinen letzten Schliff bekommen hat“, so Jürgen Sukop. „Die scherenschnittartigen Wesen bilden einen schönen Kontrast zu den Betonwänden.“ So sollte es sein, sagt Sigrid Dreiseitel von der Pressestelle der Stadt Darmstadt, die 65 000 Euro für die Kunst am Bau ausgegeben hat.